Ber Berchtesgadener Anzeiger berichtete am 8.10.2015:
Gleiches Ziel, neue Handschrift
Wechsel im Vorstand der Berchtesgadener Tafel – Eduard Landes übergibt an Manfred Weber
Berchtesgaden – Eduard Landes hatte schon länger seinen Rücktritt angekündigt. Jetzt wählte die Berchtesgadener Tafel einen neuen Vorstand und 1. Vorsitzenden. Der 50-jährige Manfred Weber tritt mit beherzten Vorsätzen seine neue Verantwortung an.
Vor über zehn Jahren hatte Eduard Landes gemeinsam mit weiteren sozial engagierten Bürgern die Berchtesgadener Tafel gegründet und diese mit größtem Einsatz und viel Herzblut zu einem Angebot ausgebaut, auf das viele Bedürftige der Region nicht mehr verzichten können. Unter dem Tafelleitsatz »Essen, wo es hingehört — auf den Tisch, nicht in den Abfall« wurden und werden auch in Zukunft vom Handel gespendete Lebensmittel von Ehrenamtlichen abgeholt und zur Ausgabe vorbereitet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht immer der Mensch. Und so ist über die Lebensmittelausgabe hinaus das persönliche Gespräch sowie praktische Hilfe bei diversen Herausforderungen und Problemen Teil der Tafelarbeit.
Eduard Landes wurde in diesem Jahrzehnt für viele Menschen ein wertvoller Begleiter und Freund. Auch für Reiner Haupka, den Sprecher der bayerischen Tafelvertreter, der sich im Rahmen der Mitgliederversammlung bei Landes auch im Namen des Bundesverbandes bedankte. In einem kurzen sozial-politischen Exkurs wies er auf die 12 bis 15 Millionen Armen oder von Armut gefährdeten Menschen in Deutschland hin. Während die über 900 Tafelorganisationen sich vor Ort dieser Menschen annehmen, kümmert sich der Dachverband um gesetzliche Rahmenbedingungen, Sponsoren aus der freien Wirtschaft, Unterstützung durch Prominente, Gespräche mit der Politik und aktive Öffentlichkeitsarbeit.
Das Gesamtpaket aus faktischer Unterstützung und menschlicher Verbundenheit möchte der einstimmig gewählte neue Vorsitzende Manfred Weber im Auge behalten. Ehrenamtliches Interesse zeigt der Vater von vier Kindern bereits seit Jahren beim FC Ramsau, in der Flüchtlingsunterkunft Tauernhof hat er sich von Anfang an eingebracht. Mit organisatorischen Aufgaben, Behörden und Ämtern ist er durch seine berufliche Laufbahn bei der Bundeswehr vertraut.
Sein Verständnis von den auf ihn zukommenden Aufgaben veranschaulichte Manfred Weber am Beispiel der »wunderbaren Brotvermehrung« aus dem zweiten Testament. »Wir brauchen Mut zu handeln und Vertrauen in die gemeinsame Tatkraft«, ermunterte Weber die Anwesenden. »Die wachsende Zahl der Flüchtlinge ist eine immense Herausforderung. Gleichzeitig ist es mir ein großes Anliegen, die bedürftigen Einheimischen, die ihren Weg zur Tafel noch nicht gefunden haben, zu erkennen, anzusprechen und zu ermutigen, unsere Hilfe anzunehmen.«
Die gesellschaftliche Aufgabe, welche die Tafel übernimmt, sieht Weber nicht als Erfolg. Vielmehr werde er nachdrücklich darauf hinweisen, dass in einem Land wie Deutschland die Verantwortung auch für benachteiligte Menschen bei der Politik liege. Erstes Ziel des neuen Vorstands ist eine zentrale Sammelstelle für Kleiderspenden im Talkessel. Abstimmungsgespräche mit anderen Hilfseinrichtungen sind bereits geführt, aktuell läuft die Suche nach passenden Räumlichkeiten.
Mittlerweile erhalten deutschlandweit über 150 000 Flüchtlinge Unterstützung von den Tafeln. In der Berchtesgadener Tafel hat sich die Gesamtzahl der Bedürftigen nahezu verdoppelt, aktuell werden circa 130 Flüchtlinge versorgt. Die stark gestiegene Nutzerzahl hat deutliche Auswirkungen auf die Arbeit der Tafel: Es müssen mehr Lebensmittelspenden generiert werden und es Bedarf eines größeren Engagements seitens der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Manfred Weber: »Die Tafel ist häufig eine der ersten Anlaufstellen für Menschen in Not. Die zunehmende Zahl von Flüchtlingen ist für uns eine riesige Herausforderung und bringt unsere Tafel an ihre Belastungsgrenze. Wir sind dringend auf zusätzliche Spenden und Unterstützung angewiesen, um die Lage bewältigen zu können. Denn wir möchten Menschen in akuten Notsituationen nicht abweisen müssen«.
Die Berchtesgadener Tafel unterhält neben der Lebensmittelausgabe auch eine Kleiderkammer. Sachspenden in Form von Wintersachen für Kinder, Damen und Herren benötigt man in allen Größen, ebenso Schuhe. Lokale Spender und Privatpersonen können sich an die Berchtesgadener Tafel zu wenden. Informationen erteilt Manfred Weber unter Telefon 08657/421 sowie unter
Ursula Wischgoll
Gemeinsam mit dem neuen 1. Vorstand Manfred Weber (hinten/M.) für Eduard Landes (vorne) übernehmen ab sofort (v.r.) Elisabeth Bülow (Schriftführerin/hinten, für Ursula Kühlewind/vorne), Johanna Hofreiter (2. Vorsitzende/hinten, für Ursel Tapetto/vorne) und weiterhin Gertraud Wörgötter (Kassiererin) Verantwortung in der Berchtesgadener Tafel.
Weitere Bilder von der Jahreshauptversammlung findet man hier.